EEG-Neurofeedback-Training


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Das Gehirn ist ein "Simulant"

Artikel über Gehirntraining mit Neurofeedback

Genau genommen müsste es heißen: "Das Denkhirn ist ein Simulator".

An anderer Stelle habe ich schon eine Einführung in das dreigeteilte Gehirn aufgeführt. Das Thema ist ausführlicher in meinen Buch "Gehirn-Trainíng mit EEG-Neurofeedback" beschrieben. An dieser Stelle werden wir hauptsächlich die zwei großen Kreisläufe des Gehirns näher betrachten, denn ein gutes Verständnis davon liefert uns gute Ansätze zu verstehen, warum unser Erleben so ist wie sie ist, und wie wir unser Erleben evtl. auch verändern können. Halten wir vorher noch mal fest, dass das Gehirn im Laufe vieler Millionen Jahre entstand, bis es so wurde, wie es heute ist, und dass es ein sehr komplexes System ist, das im Wesentlichen damit beschäftigt ist, Energie zu verteilen, zu dirigieren und dasselbe auch zu unterbinden.


Die Verhältnisse im Gehirn sind bei weitem nicht so einfach, wie ich sie hier schildere, aber im wesentlichen haben wir zwei große Energiekreisläufe. Der eine Kreislauf ist das System des Reptilgehirns. Hier geht es haupsächlich um das Tun. Hier wird laufend tatsächlich etwas "getan". Es ist ständig dabei, Parameter zu messen, zu regeln und wieder zu messen und zu kontrollieren. Da das Reptilgehirn "fest verdrahtet" ist, können diese Vorgänge automatisch und auch sehr schnell stattfinden. Nahezu alle der sehr zahlreichen körperlichen Vorgänge werden so optimal eingestellt. Das Reptilgehirn kennt sich also sehr gut mit Spontanität und Natürlichkeit aus, denn es hat diese Begriffe, wenn auch unwissentlich, sebst geprägt. Es interessiert sich ausschließlich für das Tun oder das Handeln. Einerseits liefern entfernt liegende Sensoren fortlaufende Messergebnisse, auf deren Grundlage dann Optimierungen eingestellt werden. Und all dieses, ohne dass Sie etwas dafür tun müssen. Ihr Herzschlag regelt sich genauso automatisch wie Ihre Atemfrequenz, Ihre Verdauung, das Blinzeln Ihrer Augen und die Weitstellung Ihrer Kapillargefäße. Tolle Sache! Selbst ohne das Dazutun der anderen Gehirnteile, z.B. bei sehr starken Gehirnverletzungen, würden diese Systeme alle von alleine weiter laufen, solange genug Energie vorhanden ist.

Der andere Große Kreislauf ist unser Denkhirn oder der Neo-Kortex. Wie der Name schon sagt, ist er relativ neu. Es ist noch gar nicht lange her, dass wir als Art oder Species überhaupt etwas wie bewusstes Denken erleben konnten. Es ist dieser Teil von uns, der sich vornehmlich wie ein Simulator verhält.

Bevor wir fortfahren, wäre es nützlich, uns die Definition von Simulator (laut Wikipedia) näher anzuschauen:

"Die Simulation oder Simulierung ist eine Vorgehensweise zur Analyse von Systemen, die für die theoretische oder formelmäßige Behandlung zu kompliziert sind. Dies ist überwiegend bei dynamischem Systemverhalten gegeben. Bei der Simulation werden Experimente an einem Modell durchgeführt, um Erkenntnisse über das reale System zu gewinnen. Im Zusammenhang mit Simulation spricht man von dem zu simulierenden System und von einem Simulator als Implementierung oder Realisierung eines Simulationsmodells. Letzteres stellt eine Abstraktion des zu simulierenden Systems dar (Struktur, Funktion, Verhalten). Der Ablauf des Simulators mit konkreten Werten (Parametrisation) wird als Simulationsexperiment bezeichnet. Dessen Ergebnisse können dann interpretiert und auf das zu simulierende System übertragen werden.

Deswegen besteht die Simulation erst einmal aus einer Modellfindung. Wird ein neues Modell entwickelt, spricht man von einer Modellierung. Ist ein vorhandenes Modell geeignet, um Aussagen über die zu lösende Problemstellung zu machen, müssen lediglich die Parameter des Modells entweder hinsichtlich der Istsituation oder einer gewünschten Zielsituation eingestellt und ggf. geeignet variiert werden. Das Modell, resp. die Simulationsergebnisse können dann für Rückschlüsse auf das Problem und seine Lösung genutzt werden. Daran können sich – sofern stochastische Prozesse simuliert wurden – statistische Auswertungen anschließen.

Die Methode der Simulation wird für viele Problemstellungen der Praxis eingesetzt. Bekannte Felder des Einsatzes von Simulationen sind Strömungssimulationen, Verkehrssimulationen, Wettervorhersage."

Der Sinn eines Simulators ist es letzlich, etwas mit der Simulation zu machen oder zu tun - jede Simulation dient dem Zweck, in eine Handlung zu münden oder eine evtl. geplante Handlung lieber zu unterlassen, was auch wiederum eine Handlung ist. Im Falle des Neo-Kortexes ist das "Denken" eine Simulation, die den Zweck hat, in eine Handlungsfreigabe für das Reptilgehirn (verantwortlich für das Tun) zu münden. Simulationen haben auch eine wichtige Zeitkomponente. Wenn eine zunächst sinnvolle Simulation zu lange betrieben wird, verliert sie zunehmend an Aktualität und wird daher für die Handlungsbestimmung unbrauchbar. Deshalb ist zu langes Nachdenken über ein Problem häufig schädlicher für eine Lösungsfindung, als eine etwas spontanere Verfahrensweise.

Gibt es soetwas wie eine "Übersimulation"?
Ja, das Verhalten kennen wir als chronisches Grübeln - ein sicheres Anzeichen für eine Depression. Grübeln unterscheidet sich von z.B. aktivem Träumen, Planen, Visionieren usw. durch einen wesentlichen Faktor. Beim Grübeln ist das Resultat des Grübeln stets schon vorher bekannt. Das Grübeln kennt das Ergebnis seiner Simulation schon im vorraus, weicht nicht vom erwarteten Ergebnis ab, und dieses ist meist unrealistisch düster. Wenn jemand durch eine Depression dem Grübeln verfallen ist, können wir schon von vornherein eine Prognose abgeben, zu welchem Ergebnis das neue Grübeln führen wird - mehr des gleichen! Anders beim aktiven Träumen oder Planen, wo das Ergebnis die ganze Zeit am Entstehen ist. Das ist auch der Zweck des Simulators, den wir in uns eingebaut haben. Einen Simulator zu verwenden, macht nur dann Sinn, wenn die Möglichkeit besteht, verschiedene Resultate aus der Simulation zu bekommen. Wenn wir das Ergebnis der Simulation schon kennen, brauchen wir keinen Simulator. Chronisches Grübeln ist daher eine sinnlose Beschäftigung und permanente Energieverschwendung.

Wie wird das chronische Grübeln abgestellt?
Es gibt leider keinen Abstellknopf, aber dennoch gibt es viele Ansätze hierfür. Auf keinen Fall jedoch, indem darüber nachgegrübelt wird, wie das Grübeln abgestellt werden kann. Mit Neurofeedback erledigen wir die Aufgabe, indem wir die Energieverhältnisse im Gehirn durch das Training verändern. Indem wir andere energetische Verhältnisse oder Energieverteilungsmuster aktiv fördern, fällt es den neuronalen Netzen, die mit dem Grübeln übermäßig beschäftigt waren, zunehmend schwerer, genug Energie zu bekommen, um weiter grübeln zu können. Sie werden sozusagen ausgehungert zugunsten neuer energetischer Verteilungen. Wenn eine kritische Masse an Neuronen aus dem "Grübelnetzwerk" abgeworben wurde, kann sich das Netzwerk nicht mehr halten und fällt in sich zusammen, da es ohnehin nicht mehr produktiv war. Jede Minute, die damit verbracht wird, andere neuronale Netze zu aktivieren, trägt wesentlich dazu bei, das Grübeln überflüssig werden zu lassen.

Wenn Sie so eine "Grübelnatur" sein sollten (was im übrigen erlerntes Verhalten ist), dann übergeben Sie öfters mal das Kommando an Ihr Reptilgehirn und leben Sie mehr Ihre Natürlichkeit und Spontanität - Spielen Sie mehr!

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